Notizen aus dem Besuch im Staatsarchiv mit Ray Wehlisch
Am Mittwoch den 3.3.2010 |
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1) Wie man an die interessanten Daten rankommt, und 2) welche ausgewählten Unterlagen über A. Kirsten es gibt. |
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1) So funktioniert das Staatsarchiv
Mein allererster Besuch dort. Zuerst sucht man sich aus einem grösseren Taschenbuch die Themen heraus, die einen interessieren. Dazu gibt es in dem Buch vorn ein Inhaltsverzeichnis. Es gibt zu einem Schiff, über das wir Unterlagen einsehen wollten, verschiedenste Unterlagen – an verschiedenen Ablagestellen. Das hat damit zu tun, dass die Unterlagen nicht aus ihrem originären Gebrauch gerissen werden sollen. Hat man nun – zuhause/Computer oder vor Ort – die Vorauswahl getroffen, so geht man mit der drei-ziffrigen Nummer und der Zahl nach dem Bindestrich, also 231-4, zur grossen Wand mit den FINDBÜCHERN. Das sind DinA4 grosse lose gebundene Registerbücher mit den Details zu den jeweiligen Kapiteln. Und wieder neuen Nummern, teils vier-stellig. Diese in Kombination sind der Schlüssel zu den Unterlagen, die man sehen möchte! Das Staatsarchiv öffnet um 10 Uhr morgens, mittwochs ist bis 18 Uhr geöffnet, sonst bis 16 Uhr. (Parkplätze kostenlos vorhanden.) Die Zeit braucht man auch, denn morgens sucht man sich aus den vielen Richtungen die genauen Nummern heraus. Dann füllt man die Anfragezettel aus. Diese müssen glaube ich bis 11.30 Uhr abgegeben sein. Dann macht man Pause und spaziert durchs schöne (?) Wandsbek, geht ins EKZ oder liest die Tageszeitung und geht zum Mittagessen. Ab ca. 13 Uhr kann man dann bei Rückkehr seine Auswahl in die Hände nehmen und das ist eine aufregende Freude! Neugierig liest man sich dann durch die Akten. Die uralten Unterlagen und Dokumente. Wunderschön und oft in Sütterlin geschrieben. Oder auf Film. Von den vielen Filmlesegeräten war nur eines zu benutzen, das dann auch gern mal besetzt ist. Und es gibt nur ein weiteres Gerät, von dem man sich selbst gleich von den Filmen praktischerweise die Kopien ausdrucken kann. Für das Gerät muss man sich mit Uhrzeit vorher anmelden. Schwierig, wenn man nicht weiss, was einen erwartet an Film oder wie lange man für die Auswahl braucht. Die Dokumente waren wunderschön. Mit vielen Unterschriften meines Vorfahren A. Kirsten und anderer Verwandter. Dann kam die riesige Enttäuschung: ich durfte nichts abfotografieren. Das Fotografieren geht viel schneller als Kopieren, ist praktischer weil gleich digital, und kostet nichts, der Aufwand liegt bei mir. Nicht gerechnet hatte ich mit den hohen Kosten für Kopien und bin sehr enttäuscht darüber. Es wird aber einfach nur eine Kopie berechnet und die Arbeit, die sich die Mitarbeiter der Elbe-Werkstätten damit machen. Schon ist man bei 0,60 Euro pro Kopie. Das macht keinen Spass mehr. Bei vielen Unterlagen, so ca. ab 15 angeforderten Kopien, muss man an einem anderen Tag noch mal wiederkommen und sie abholen oder kann sie sich für weitere 5,- Euro zuschicken lassen. Bei uns klappte es am selben Tag mit dem Kopieren. Aber alles war doch sehr hektisch, Ruhe zum Studieren der vielen Unterlagen und des Archives hatte ich bei diesem meinem allerersten Besuch im Staatsarchiv nicht. Es sollte aber auch ein bewusster Erstbesuch sein, um mich für weitere vorzubereiten und die Abläufe zu erkunden. Der Leseraum ist sehr schön, mit vielen grossen Tischen, die bis auf 1-2 auch alle besetzt waren. Oft hatten die Leser ihre tragbaren Computer mitgebracht und tippten die Informationen aus den Dokumenten ab. Für meine Zwecke wären die Originale einfach schöner. Für mich macht es keinen Sinn, mir dort Kopien zu ziehen. Wir haben zwei Dokumentmappen eingesehen, dann noch ein riesiges altes Buch und dann gibt es noch die Filme. Ich würde sagen, je Schiff waren das um die 25 Seiten, praktischerweise wäre ein Komplett-Scan am sinnvollsten, zuhause könnte man dann in Ruhe lesen und sehen, was fürs Internet interessant wäre (das schein erlaubt zu sein). Bei an die 100 Schiffe, von denen es sicher nicht zu allen Unterlagen gibt, ist das ein grosser Zeit- und Kostenaufwand. Für ein Schiff werde ich mir wohl aber den Aufwand doch einmal machen, wenn ich das nächste Mal und aus anderem (Familien-)Grund ins Staatsarchiv fahren werde: für die MS Desdemona von 1952. |
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2) Über die Unterlagen, die wir uns angesehen habenEs waren die Unterlagen zu den beiden Schiffen CELIA und ELBE, da diese beide in deutschen Gewässern gesunken sind und vom BSH zur Sicherheit der Gewässer in grösseren Abständen betaucht werden. Die CELIA wurde im vergangenen Jahr von Herrn Wehlisch identifiziert, mithilfe seiner intensiven Recherchen an mehreren Orten Norddeutschlands, Institutionen und zuletzt mit dem von Blohm & Voss zur Verfügung gestellten Schiffsriss.
Die ELBE schlummert irgendwo um Amrum herum in der Tiefe, und es stehen einige Schiffswracks zur Auswahl, die es sein könnten. Die ist in dem früheren Werftstandort Sunderland gebaut worden, dort habe ich auch sofort Informationen vom Stadtarchiv erhalten. Aber leider ist dort kein Riss, kein Foto vorhanden. 231-4 Schiffsregisteramt 1387 CELIA (1883 erbaut, 26.8.1891 gesunken) Von der Celia befindet sich in der Dokumentenmappe Auf einigen Schriftstücken befinden sich die grossen Briefköpfe der Firma, einer hatte diese hübsche Beschriftung:
Bei den Unterlagen der Elbe, also gut 10-20 Jahre (weiss nicht mehr, ob das Datum dieses Schriftstückes aus den 1880er oder 1890er Jahren stammte) von 1903 sieht der Kopf schon anders aus. Es steht Kosmos darin und Bei der Calcutta Linie sind Madras und ein anderer Hafen spezifisch genannt. Die Telegramm-Adresse steht ganz oben. Wie gern hätte ich ein Foto davon gemacht… Über die Elbe-Unterlagen bin ich zeitlich nicht dazu gekommen, etwas über den Inhalt abzuschreiben. Es befanden sich aber keine Risse darunter. Dafür gibt es in einem dicken Buch den seitenlangen Schuldspruch – in Sütterlin. In der Dokumentenmappe (also an anderer Stelle) befindet sich eine Mitschrift zur Verhandlung. Eine Kurzfassung der Seeamtsverhandlung gibt es in der Zeitung auf Film. Hier handelt es sich um die Zeitung BÖRSENHALLE vom 28.12.1903, Kapitän Kaul war der Schiffsführer. Wie die Filmunterlagen funktionieren, wo man sie findet, dazu bin ich gar nicht durchgedrungen bei diesem Besuch. Nun weiter zu den Dokumenten. Interessant wäre auch die Information zu 372 Elb- und Hafenverwaltung D 203 A. Kirsten, 1942-1953 373 Schiffahrtsaufsicht 373-5 Untersuchungsakten A 1903 Band 2 ist das oben erwähnte dicke Buch zum Untergang der Elbe. Hier kann man nur schätzen. Jahr, dann vor oder nach ca. Juni ist es Band 1 oder Band 2. Hier war die Beratung des Staatsarchivs sehr hilfreich und hat das Buch herausgesucht. B Überschrift leider nicht notiert 5344 Strandung des Dampfers Diana 1879-1899 C Sammlung von Gerichtsentscheidungen in einzelnen Seeunfallsachen 114 Hermia u. britisches Dampfschiff Staveley 1903-1905 Dh schon mal, dass man über den Unfall der Hermia zum einen in 373-5/1903 Bd 2 etwas lesen kann, was man aber nur schätzen kann, da nicht aufgelistet vorher, und dann in 373-5/C114 auch noch. An diesem Findbuch habe ich mich festgekrallt und versucht, durchzusteigen. Ganz hinten befindet sich noch Rubrik „F“, in der die Unterlagen nach Schiffen sortiert sind. Diese Rubrik F ist aber leider nicht öffentlich zugänglich. Und man kommt mit blossen Schiffsnamen nicht immer weiter. Besser wären die Schiffsregisternummern. Die sind mir nun wirklich noch niemals begegnet in meinen Unterlagen. Was in Ordnung ist, denn ich habe ja derartige Aufzeichnungen überhaupt nicht, sondern entnehme meine Kenntnisse hauptsächlich aus den 3 geschriebenen Büchern und einiger zufällig übriggebliebener Dokumente. Ganz zum Schluss war ich dann wohl komplett überfordert, denn ich weiss nicht mehr, welches überaus spannende Buch ich da in den Händen hielt. Es war eines, für dessen Durchsicht und Abschrift zum Raussuchen allein man gut 2 Stunden brauchen würde. Mal ganz zu schweigen davon, dass man die Ergebnisse niemals an einem Tag durchlesen könnte. Es geht dann ja auch nicht nur ums blosse Durchlesen bzw. die Suche nach Details, sondern ich starre erstmal gebannt und fasziniert auf diese uralten Unterlagen und freue mich an den hübschen Ansichten und Details und geniesse das, was ich vor mir habe. Dann kommt aber wieder die Enttäuschung darüber, das nicht einfach mitnehmen zu können. Aus diesem Findbuch, in dem also zig A. Kirsten Schiffe genannt werden mit vorhandenen Dokumenten, werde ich aber wahrscheinlich ein einziges anfordern: 5436 DESDEMONA Rg 9071 1951-1953 Das ist das einzige Schiff, welches ich je „lebend“ gesehen habe, wunderhübsch auf Feuerland in pittoresker Umgebung auf dem Strand liegend, zweimal war ich schon dort. Dummerweise habe ich nur vergessen, aus welchem Findbuch. Sonst kann man nämlich alles schon vorher bestellen. Das ist sehr praktisch und man kann auch das Datum festlegen, zu dem man die Unterlagen sehen möchte, und sie können auch einige Zeit lang bereitliegen. Die Organisation an sich finde ich akzeptabel und vor allem sind die Damen vor Ort wirklich sehr hilfreich. Aber das Abfotografierverbot ?… JK |
Notizen Besuch Staatsarchiv (3.3.2010)